Stress beim Hund - Körperliche Folgen für Magen, Darm & Immunsystem

Traurig schauender Hund

Stress kann auf den Magen schlagen, auch bei vielen Hunden ist das so. Stresshormone haben direkten Einfluss auf den Magen-Darm-Trakt und vor allem bei andauerndem Stress kann das Folgen haben: Verdauungsprobleme wie Unwohlsein, Erbrechen, Durchfall oder Blähungen sind mögliche Anzeichen dafür, dass der “Stress den Magen erreicht hat”. 

Viele Hunde führen heutzutage kein Leben mehr für das sie, biologisch gesehen, als Hund geboren wurden. Unsere Haushunde haben sich im Laufe der Jahrhunderte daran gewöhnt und darauf eingestellt in unseren Häusern zu leben, auf unseren Sofas zu schlafen ;), regelmäßige Mahlzeiten einzunehmen (welche in einigen Haushalten wesentlich aufwändiger zubereitet werden als die der Menschen) und uns tagtäglich durch dick und dünn zu begleiten. Einige unserer Hunde sind daran gewöhnt im Büro zu schlafen, durch die Stadt zu spazieren, geduldig vor Geschäften zu warten und dabei nicht einen Ton des Unmuts zu verlieren. 

Reiztoleranz und nervöse Hunde

So sehr wir die dauerhafte Gesellschaft unserer Hunde genießen und so sehr das in den meisten Fällen auf Gegenseitigkeit beruht, dürfen wir als verantwortungsvolle Hundebesitzer nicht darauf vergessen, dass der Hund und dessen Reiztoleranz ursprünglich nicht darauf ausgelegt war gemütlich in Kaffeehäusern zu sitzen oder täglich Höchstleistungen im Einsatz zu bringen, wie es zum Beispiel Rettungs- oder Polizeidiensthunde tun. Auch wenn viele Hunde ein solches Leben gut vertragen und genießen, gibt es doch auch jene, die Schwierigkeiten mit der Anpassung haben, generell nervöse Typen sind oder Probleme im Kontakt mit Artgenossen oder bestimmten Situationen haben.

Ist Stress etwas schlechtes?

Nun ist Stress an sich nicht unbedingt etwas Schlechtes. Stress versetzt den Körper in Alarmbereitschaft um sicherzustellen, dass dieser in einer Notsituation schnellstmöglich reagieren kann. Das Prinzip nennt sich „Fight or Flight“ (geprägt durch den US-amerikanischen Physiologen Walter Cannon) und bezeichnet die körperliche Reaktion auf gefahrinduzierten Stress. Die Kampf-oder-Flucht-Reaktion beruht auf einer positiven Rückkopplung zwischen Nebennierenmark und Sympathikus (Teil des vegetativen Nervensystems). Impulse des Sympathikus veranlassen eine Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin, welche wiederum körperliche Reaktionen auslösen:

Augen und Ohren fokussieren sich genau (Tunnelblick und selektives Hören), die Muskulatur wird stärker durchblutet und angespannt, Atemfrequenz und Herzschlag erhöhen sich, während sich die Verdauung verlangsamt und die Blase entspannt (Stress- und Freudenpinkeln). Der Körper stellt jene Funktionen in den Vordergrund, die in Gefahrensituationen wichtig sind. Stress sichert also das Überleben!

Der Punkt an dem Stress ungesund wird ist jener, wo er über einen längeren Zeitraum und dauerhaft auftritt, denn die organische Reaktion hält an und das Tier unterscheidet nicht zwischen einer echten Gefahrensituation und Stressoren, die für uns Menschen keine sind, sehr wohl aber für unsere Hunde.

Wodurch hat der Hund Stress?

Vor echten Gefahrensituationen in denen es ums nackte Überleben geht sind Haushunde nahezu gänzlich gefeit, weil sie ihnen entweder nicht begegnen (Fressfeinde) oder sie erst gar nicht erkennen (Straßenverkehr, Schienenverkehr etc.). Die meisten Hunde haben also menschengemachten Stress, der auf den unterschiedlichsten Ursachen beruhen kann und meist darauf basiert, dass der Hund für die stressverursachenden Situationen einfach nicht programmiert ist. (Städte, Menschenmassen, Trubel, extrem intensives Training, enge Räume mit unbekannten Artgenossen teilen, die Anschaffung eines Zweithundes in den vormals eigenen Haushalt, Umzüge, Silvester u.s.w.)

Dauerhafter Stress beim Hund

Wenn der Hund nun dauerhaftem Stress ausgesetzt ist, erhöht sich der Spiegel des Stresshormons Cortisol. Die Nebenniere (Glandula suprarenalis) produziert außerdem ununterbrochen Adrenalin und Noradrenalin, was auf Dauer zahlreiche negative Auswirkungen auf den Organismus haben kann, die wir im folgenden genauer erörtern möchten.

Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin – ein kurzer Exkurs

  • Cortisol: Cortisol ist ein Stresshormon, das katabole Stoffwechselvorgänge aktiviert und so dem Körper energiereiche Verbindungen zur Verfügung stellt.
  • Adrenalin: Adrenalin oder Epinephrin ist ein im Nebennierenmark gebildetes Hormon, das zur Gruppe der Katecholamine gehört. Als Stresshormon steigert es jene körperlichen Funktionen, die die Leistung verbessern um schnell auf eine Gefahrensituation reagieren zu können.
  • Noradrenalin: Noradrenalin wird mithilfe eines Enzyms aus Dopamin hergestellt. Im Gehirn ist der Neurotransmitter vor allem verantwortlich für die Steuerung des Wachheitsgrades und der Aufmerksamkeit.

Der Magen beim Hund

Der Magen des Hundes als Fleischfresser (Carnivor) ist im Verhältnis zum Körpergewicht ungefähr acht Mal so groß wie der eines Pferdes.

Im Magen wird die Nahrung mechanisch und chemisch weiterverarbeitet, mit den Magensäften vermischt und für die Verdauung im Dünndarm vorbereitet. Unterschiedliche Drüsen bilden die Magensäure, welche hauptsächlich aus Salzsäure besteht. Die Magensäure hat den Hauptzweck die Nahrung zu denaturieren (aufzuspalten, umzuwandeln), aber auch effektiv Erreger abtötet oder weitestgehend unschädlich macht. Außerdem wird im Magen auch Schleim gebildet, der die Magenwand davor schützt von der aggressiven Magensäure angegriffen zu werden. Der Schleim sorgt also quasi dafür, dass sich der Magen nicht selbst verdaut. Die Bildung der Magensäure ist beim Hund direkt an den Auslöser „Fressen“ gebunden und ist in Zeiten von Fresspausen eingestellt. Darauf ist der Hund biologisch gesehen ausgelegt, denn auch der Wolf hatte nur im unwahrscheinlichsten Fall zwei mal täglich Zugang zu Nahrung. Würde der Hundemagen, wie bei Tieren die als Dauerfresser (die meisten Pflanzenfresser – Herbivoren) bezeichnet werden, ununterbrochen Magensäure produzieren, müsste er auch ununterbrochen fressen um zu verhindern, dass der Magen schon nach kurzer Zeit geschädigt werden würde.

Und was passiert bei Stress mit dem Magen?

Durch die Freisetzung von Adrenalin und Cortisol wird die Verdauungstätigkeit, wie bereits unter dem Fight-or-Flight-Prinzip erwähnt, extrem verlangsamt. Das kommt dadurch zustande, dass der Magen schlechter durchblutet wird, das Blut wird in der Muskulatur gebraucht. In erster Linie reagieren einige Hunde mit Durchfall, weil der Körper aufgrund der schlechteren Durchblutung, welche wiederum eine schlechtere Verdauung verursacht, die Nahrung so schnell als möglich loswerden möchte.

Anhaltender Stress führt außerdem zu einer erhöhten Magensekretion und gleichzeitig zu einer Herabsetzung der Schleimproduktion, was – vor allem in Kombination – verheerende Folgen haben kann, da die Magenschleimhaut die Magenwand nur mehr unzureichend vor der aggressiven Säure schützt.

Gastritis beim Hund

Gastritis bezeichnet allgemein eine Entzündung des Magens, die einen akuten oder einen chronischen Verlauf haben kann. Sie kann unterschiedliche Ursachen haben, im Fall von Stress ist die Entzündung auf eine Überproduktion von Magensäure zurückzuführen.

Obwohl eine eindeutige Diagnose nur anhand einer Gastroskopie (Magenspiegelung) möglich ist, und die Symptome je nach Ursache und Grad der Schleimhautschädigung variieren, ist es möglich eine Gastritis an verschiedenen Symptomen zu erkennen. 

  • Oft verläuft die Gastritis symptomlos oder es liegt nur eine unspezifische Symptomatik vor (Anorexie, Apathie)

  • Leitsymptom: Erbrechen

  • Gelegentlich: Hypersalivation, stark wechselnder Appetit

  • Schmerzreaktion bei Abdomenpalpation

  • Durchfall tritt nur bei Gastroenteritis (Magen-Darm-Entzündung) auf

  • Salziger Mundgeruch

  • Aufstoßen

Bei einer leichten, akuten Gastritis ist nur die innere Schleimhaut betroffen - eine Magenschleimhautentzündung. Eine tiefer reichende und länger dauernde Entzündung nennt man Magengeschwür.

Magengeschwüre beim Hund

Magengeschwüre kommen durch eine längerfristige Schädigung der Magenschleimhaut zustande und treten häufig als Folge einer chronischen Gastritis auf. Durch die permanente Reizung der Magenschleimhaut kommt es zu einem Geschwür, das Schmerzen verursacht und bluten kann. Eine weitere Ursache ist eine Infektion mit Helicobacter pylori.

Die Symptome eines Magengeschwürs sind derer der Gastritis sehr ähnlich, wobei es zu einer farblichen Veränderung (Verdunkelung, Schwärzung) des Stuhls kommen kann, welche durch Einblutung des Geschwürs in den Magen verursacht ist. Außerdem kann der Hund blutig erbrechen.

Stress bei Hunden mindern - den Magen schützen

Um den empfindlichen Magen vor den Folgen von Stress zu schützen ist es in erster Linie wichtig, die Stressoren so gut als möglich einzudämmen. Da dies in vielen Fällen nur bedingt möglich ist, ist darauf zu achten, dass die Art der Fütterung so gewählt ist, dass der Übersäuerung etwas entgegenwirkt wird. Außerdem kann man die Magenschleimproduktion durch unterschiedliche Pflanzen, zum Beispiel Süßholz und Eibisch, unterstützen.

Es ergibt sich daraus also, dass dauerhafter Stress negative Folgen für den Hundemagen hat. Im zweiten Teil dieser Serie werden die Auswirkungen auf den Darm und das Immunsystem – die in enger Verbindung miteinander stehen – und die Folgen von Stress auf das allgemeine Verhalten genauer betrachtet.

In Teil 1 dieser Serie wurden die körperlichen Folgen von Stress auf den Magen des Hundes behandelt, in Teil 2 widmen wir uns dem Darm und dem Immunsystem, die in enger Verbindung miteinander stehen. Stressinduzierte Darmprobleme bei Hunden können das Immunsystem schwächen und Ihren Hund anfälliger für Erreger machen.

Der Darm beim Hund

Der Darm ist der Abschnitt des Verdauungssystems, in dem die eigentliche Nährstoffaufnahme stattfindet. Die bereits chemisch und mechanisch vorverarbeitete Nahrung gelangt, nachdem sie mit Magensäure und Schleimstoffen versetzt wurde, in den Dünndarm.

Der Darm des Hundes lässt sich grob in zwei Abschnitte einteilen, den Dünn- und den Dickdarm. Diese wiederum lassen sich weiter unterteilen und haben jeweils unterschiedliche Funktionen. Zwölffingerdarm, Leerdarm und Hüftdarm sind Dünndärme, hier werden die leichter verdaulichen Stoffe abgebaut und resorbiert. Der Blinddarm, der Grimmdarm und der Mastdarm sind Dickdärme, deren Aufgabe es ist die schwerer verdaulichen Stoffe abzubauen und dem Kot vor der Ausscheidung Wasser zu entziehen. Im Vergleich zum Dünndarm verweilt der Nahrungsbrei im Dickdarm länger. Die Darmschleimhaut verfügt über viele Nerven, was bei Entzündungen und Blähungen Schmerzen verursachen kann. Insgesamt ist der Darm des Hundes, abhängig von Größe und Rasse, etwa 2-5 Meter lang.

Der Zusammenhang zwischen Darm und Immunsystem

Außer seiner Funktion als Verdauungsorgan wird dem Darm aber noch eine weitere lebenswichtige Aufgabe zuteil. Er ist aufgrund seiner immunologischen Funktion maßgeblich an der allgemeinen Gesundheit des Hundes beteiligt.

70 – 80 % aller antikörperproduzierenden Zellen befinden sich im Darm, der über den Nervus Vagus (den 10. Hirnnerv) direkt mit dem Gehirn verbunden ist, man spricht vom darmassoziierten Immunsystem. Zusammen mit der Darmschleimhaut und der Darm-Mikrobiota (Darmflora) ergibt sich damit eine wirksame Verteidigungslinie gegen Erreger, welche durch die große Oberfläche des Darms eine große Angriffsfläche finden, die sogenannte Darmbarriere.

Der überwiegende Teil der Bakterien aus denen die Mikrobiota besteht ist apathogen (nicht krankheitserregend) oder allenfalls fakultativ pathogen (das bedeutet, dass die Erreger einen geschwächten Immunstatus oder andere Defizite ihres Trägers voraussetzen, um pathogen zu sein). Die Darmbakterien übernehmen wichtige Funktionen für die Gesundheit: Sie konkurrieren mit Krankheitserregern um Nährstoffe und produzieren darüber hinaus teilweise antibakterielle Stoffe, welche Erreger eliminieren.

Die Wirkung von Stress auf den Darm

Bei Zuständen von akutem oder permanentem Stress wird aufgrund der geforderten Denkleistung die Durchblutung des Darms verringert (das Blut wird im Gehirn und in der Muskulatur benötigt). Das wiederum führt zu einer geringeren Produktion von Schleimstoffen. Die Reizschwelle des sogenannten enterischen Nervensystems (Teil des Nervensystems, wird auch als Darmnervensystem, Darmwandnervensystem, Eingeweidenervensystem oder intramurales Nervensystem, sowie umgangssprachlich als Bauchhirn oder Darmhirn, bezeichnet) wird herabgesetzt. Dadurch wird die Darmwand anfälliger für Erreger.

Stressinduzierte Darmerkrankungen beim Hund

Neben einfachen Verdauungsstörungen können sich unterschiedliche Darmerkrankungen manifestieren, wenn der Hund permanentem Stress ausgesetzt ist. Insgesamt bleibt dauerhafter Stress für den Darm also nicht folgenlos, da andauernder Durchfall zu Wasserverlust und einem Ungleichgewicht im Elektrolythaushalt führt und der Hund durch das geschwächte Immunsystem anfälliger für Erreger wird. Es verändert sich außerdem das Milieu des Darms, was den Hund auch anfälliger für Darmparasiten macht. Ein entzündeter Darm bereitet außerdem Schmerzen und es kann zu Blutungen kommen.

Wir erkennen also eine eindeutige Korrelation zwischen dem Darm und dem Immunsystem, was wiederum bedeutet, dass der negative Einfluss durch Stress auf den Darm eine direkte Verbindung auf das Immunsystem und damit die allgemeine Gesundheit des Hundes hat.

(Selbstverständlich besteht das Immunsystem aus mehr Komponenten als dem Darm, es würde aber den Rahmen sprengen, das hier auszuführen.) Um den Darm zu unterstützen gibt es vielerlei Optionen: Sicherlich ist die gesunde Ernährung des Hundes der primäre Faktor. Auch Kräuter wie zum Beispiel Gänsefingerfingerkraut, Eibisch oder Schafgarbe beeinflussen die Darmgesundheit positiv. Außerdem ist eine regelmäßige Kontrolle auf Parasiten und ständiger Zugang zu frischem Wasser unverzichtbar.


Verfasserin: Hanna Nowak

Quellen:

DocCheckFlexikon (www.flexicon.doccheck.com)
Anatomie für die Tiermedizing (salomon/geyer/Gille)

Thieme.de (https://www.thieme.de/de/tiermedizin/akute-gastritis-beim-hund-97967%20.htm)
DocCheck Flexikon (https://flexikon.doccheck.com/de/Stresshormon)
Tierklinik.de Anatomie/Gastroenteorologie (https://www.tierklinik.de/medizin/erkrankungen-des-verdauungsapparates-bei-hund-und-katze/anatomie-und-funktion-des-verdauungstraktes-der-haustiere)

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